
Gutes Produktdesign beginnt
bei Entscheidungsträgern –
aber welche Kompetenzen
machen den Unterschied?
Ergebnisse der Interviews
Im Rahmen unserer Interviews in 2023 haben wir Designer und Designerinnen aus den Bereichen wie z.B. Industrial Design und UX aus der industriellen Praxis nach den Herausforderungen für ihre Rolle und das Produktdesign im Kontext der interdisziplinären Produktentwicklung befragt.
13
Designer
8
Industriesektoren
Start-Up
SME
Konzern
Herausforderung 1 | Konzept
In vielen Organisationen fehlt ein klares Verständnis für Design. Das Konzept gilt als unscharf und ist häufig von Missverständnissen geprägt. Anstatt Design als ganzheitliche Eigenschaft eines Produkts zu begreifen, wird es oft auf die reine Produktästhetik reduziert, wobei auch der zugrundeliegende Designprozess nur unzureichend verstanden wird. Zudem wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit dadurch zusätzlich erschwert, dass beim Thema Design „jeder mitreden will“, wobei persönlicher Geschmack häufig fundiertes Urteilsvermögen ersetzt. Aufgrund des mangelnden Wissens über Design wird der damit verbundene Mehrwert unterschätzt, wodurch eine angemessene Priorisierung im Produktentwicklungsprozess verhindert wird.
Ursachen und Ansätze
Das fehlende Wissen über Design hat vielfältige Ursachen. So sind Designer und Designerinnen in Organisationen zahlenmäßig unterrepräsentiert, was den Wissenstransfer erschwert. Ein auf Styling reduziertes Begriffsverständnis ist unter anderem auf die starke mediale Präsenz von Auto- und Modedesign zurückzuführen. Darüber hinaus ist Design im Vergleich zu anderen Berufen eine noch junge Disziplin. Um dem fehlenden Designverständnis in Organisationen zu begegnen und organisationales Wissen aufzubauen, sollten Designer und Designerinnen noch aktiver Lerngelegenheiten im interdisziplinären Austausch erzeugen. Maßnahmen wie spezifische Lernangebote oder die kommunikative Wirkung von Designpreisen können diesen Prozess zusätzlich unterstützen.
Herausforderung 2 | Wert
In Organisationen fehlt es oft an Verständnis für den Wert von Design. Einerseits besteht ein Mangel an Verständnis dafür, welchen Beitrag die Designfunktion leisten kann. Andererseits ist der Mehrwert von gutem Design nicht überall in der Organisation präsent. Gleichzeitig ist es schwierig, diesen Mehrwert zu bestimmen. Während sich die Kosten klar beziffern lassen, ist der konkrete Mehrwert von Design oft schwer belegbar. Im Kontext des Designs wird zudem häufig mit weichen Faktoren argumentiert, was Entscheidungen zusätzlich erschwert. Dadurch wird Design in vielen Organisationen nicht ausreichend berücksichtigt und im Entwicklungsprozess nur unzureichend priorisiert.
Ursachen und Ansätze
Die mangelnde Messbarkeit von Design wird als dessen inhärente Besonderheit angesehen. Angesichts dieser Tatsache ist es besonders wichtig, der Expertise von Designern und Designerinnen zu vertrauen. Darüber hinaus müssen Designer und Designerinnen verstärkt mit anderen Disziplinen zusammenarbeiten, um den Mehrwert von Design zu demonstrieren. Erfolge, die mit Design erzielt wurden, setzen langfristig einen sich selbst verstärkenden Prozess in Gang, der das Wissen über den Mehrwert von Design fördert und dessen Priorisierung im Entwicklungsprozess unterstützt.
Herausforderung 3 | Priorität
Für Organisationen besteht die Herausforderung, Design im Produktentwicklungsprozess eine angemessene Priorität einzuräumen. Design ist mit zusätzlicher Zeit und Kosten verbunden. Oft werden diese, die zugrundeliegende Technologie, oder neue Funktionen höher priorisiert, sodass Produkte auf Kosten der Designqualität und der Nutzerbedürfnisse auf den Markt gebracht werden - „manchmal ist es ernüchternd, das Design am Ende zu sehen.“
Ursachen und Ansätze
Als Hauptursachen für die mangelnde Priorität werden das eingeschränkte Wissen über Design und die mangelnde Messbarkeit angesehen. Darüber hinaus spielen Aspekte wie beispielsweise Risikoaversion und die Fokussierung auf kurzfristige Ziele eine Rolle. Sowohl Designer und Designerinnen als auch unternehmerischen Entscheidungsträgern kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, Design eine angemessene Priorität einzuräumen. Designer und Designerinnen sollten kontinuierlich für ihre Ideen und Lösungen argumentieren. Unternehmerische Entscheidungsträger sind maßgeblich gefordert, den Wert von Design zu erkennen und Rahmenbedingungen in Organisationen zu schaffen, die Design eine hohe Priorität einräumen.
Motivation Kompetenzmodell
Sowohl die durchgeführten Interviews als auch die aktuelle Fachliteratur betonen die zentrale Rolle von Entscheidungsträgern – etwa auf der Ebene der Entwicklungsleitung – für gutes Produktdesign. Gleichzeitig zeigen sie jedoch, dass deren Handeln in der Praxis nicht immer konsequent genug auf die Designqualität ausgerichtet ist. Obwohl Entscheidungsträger maßgeblich zur Qualität des Produktdesigns beitragen, wurde bislang kaum systematisch untersucht, wodurch sich ihre dafür erforderliche Kompetenz genau auszeichnet. Hervorgehoben wird beispielsweise die Bedeutung von spezifischem Wissen über die Merkmale guten Produktdesigns, den Designprozess sowie die Wichtigkeit von Design für den unternehmerischen Erfolg. In der Praxis wird einigen Entscheidungsträgern allerdings gleichzeitig ein Mangel an diesem Wissen nachgesagt. Trotz vielfältiger Hinweise auf weitere Facetten – wie etwa ästhetisches Urteilsvermögen oder handlungsbezogenes Verhalten in Form der Bereitstellung von Ressourcen – ergibt sich bislang kein konsistentes Gesamtbild darüber, welche konkreten Kompetenzdimensionen im Zusammenspiel tatsächlich förderlich für das Produktdesign sind.
Diese fehlende Klarheit erschwert die gezielte Entwicklung jener Kompetenzen – und ist ein Grund dafür, warum Unternehmen das Potenzial von gutem Produktdesign bislang nicht vollständig erschließen. Mit unserer Forschung möchten wir diese Erkenntnislücke schließen, indem wir ein produktdesignspezifisches Modell von Managementkompetenz entwickeln. Dieses Modell soll aufzeigen, welche individuellen Kompetenzen Entscheidungsträger benötigen, um ihrer Verantwortung für das Produktdesign in Organisationen gerecht zu werden. Es schafft die Grundlage für eine gezielte Erhebung, Entwicklung und Förderung dieser Kompetenzen – mit dem langfristigen Ziel, die Gestaltung von Produkten mit gutem Design in Organisationen nachhaltig zu fördern.
Im Rahmen eines weitergehenden Interviews möchten wir besser verstehen, wie Entscheidungsträger das Design in der Praxis beeinflussen. Wie erleben Sie deren Rolle im Kontext des Produktdesigns – und welche Facetten wirken dabei förderlich oder hinderlich? Ihre Einblicke sind ein zentraler Baustein für die Entwicklung unseres Kompetenzmodells.
Informationen zum Interview
Dauer
Wir möchten Sie gerne zu einem Interview einladen:
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Das gesamte Gespräch wird etwa 90 Minuten in Anspruch nehmen.
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Wir können das Interview über Teams oder eine andere von Ihnen bevorzugte Plattform führen.
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Wir würden das Gespräch gerne aufzeichnen, wenn Sie damit einverstanden sind. Die Aufzeichnung würde uns helfen, Transkriptionen zu erstellen, um die Daten nach dem Interview systematisch zu analysieren.
Fragen
Das Gespräch wird anhand eines Leitfadens geführt, der in Zusammenarbeit mit einem Experten für Arbeits- und Organisationspsychologie entwickelt wurde. Im Rahmen des Gesprächs sollen Sie sich an bedeutsame Situationen erinnern, in denen Entscheidungsträger (Entwicklungsleitung, Divisionsleitung etc.) maßgeblich „positiv“ oder „negativ" Einfluss auf das Produktdesign genommen haben. Damit sind Verhaltensweisen gemeint, von denen direkt oder über einen längeren Zeitraum hinweg eine erhebliche Auswirkung auf das Produktdesign zu erwarten ist. Sie sollten die Situationen entweder selbst erlebt oder beobachtet haben. Die konkreten Fragestellungen im Interview sind:
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Was genau ist in der Situation passiert?
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Was führte zu der Situation?
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Wer war an der Situation beteiligt?
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Wie hat sich der Entscheidungsträger verhalten?
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Wie haben die anderen Akteure sich in der Situation verhalten?
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Was waren die Konsequenzen der Situation?
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Wie beurteilen Sie die Situation?
Umgang mit Daten
Wir möchten die Interviews inhaltlich analysieren und die konsolidierten Ergebnisse verschiedener Interviews wissenschaftlich publizieren. Dabei werden wir nach folgenden Regeln mit anfallenden Daten umgehen:
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Um die Anonymität der Entscheidungsträger und anderer Akteure zu gewährleisten, werden bei der Rekapitulation der Situationen im Rahmen der Interviews keine Namen verwendet. Stattdessen nutzen wir Abkürzungen, wie z.B. „Person A”.
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Ihre Daten werden de-identifiziert. Ein Rückschluss auf Sie oder Ihr Unternehmen ist nicht möglich.
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Alle Daten werden nach Beendigung unserer Forschung gelöscht.
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Der Zugang zu den Daten ist auf eine kleine Anzahl von unmittelbar involvierten Forschern unter der Leitung von Dr. Christian Koldewey beschränkt.
Mehrwert der Interviews
Es besteht für Sie die Möglichkeit, detaillierte Einblicke in die Forschungsergebnisse zu erhalten. Bei Interesse können Sie darüber hinaus auch in zukünftige Forschungsvorhaben eingebunden werden.
Sie leisten durch Ihre Teilnahme einen wertvollen Beitrag zu einem laufenden Promotionsvorhaben und zur aktuellen wissenschaftlichen Forschung. Darüber hinaus tragen Sie langfristig zur Gestaltung von Produkten mit gutem Design bei!
Heinz Nixdorf Institut
Fürstenallee 11
Paderborn, 33102

